Heute möchte ich euch 10 der berühmtesten Kletterrouten vorstellen. Es sind nicht nur Meilensteine der Kletterhistorie, sondern dort wurden auch sportliche Höchstleistungen vollbracht! Die geschichtsträchtigsten und schwersten Touren der Welt!

Macht euch auf einen abenteuerlustigen Beitrag bereit…

 

Top 1 : El Capitan (Kalifornien)

 

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Top 1: El Capitan – Kalifornien (c) Wikipedia: Yosemite – Nationalpark

 

Der El Capitan ist ein etwa 1.000 Meter hoher Monolith im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien. Obwohl der Gipfel des El Capitan auf einem einfachen Wanderweg erreicht werden kann, besteht die Herausforderung für Kletterer darin, eine der steilen Granitwände zu durchsteigen, die von zahlreichen langen und schwierigen Kletterrouten durchzogen werden.

Die bekannteste Route  am El Cap, wie er unter Kletterern oft abgekürzt wird, ist wahrscheinlich The Nose. Sie konnte erst 1993 durch Lynn Hill zum ersten Mal frei durchstiegen werden. Normale Kletterer benötigen für den Aufstieg ca. vier bis fünf Tage. Allerdings gibt es bereits Rekorde von Speedkletterern: Hans Florine und Alex Honnold erreichten ihre Bestzeit im Juni 2012, nämlich in sagenhaften 2 Stunden, 23 Minuten und 46 Sekunden!

 

Top 2:  Action Directe am Waldkopf (Nürnberg)

 

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Top 2: Waldkopf (Nürnberg, Frankenjura) (c) Wikipedia: Action Directe

 

Die Action Directe am Waldkopf im Frankenjura wurde am 14. September 1991 von Wolfgang Güllich erstbegangen und war weltweit die erste Kletterroute im UIAA-Schwierigkeitsgrad XI. Da viele der weltbesten Kletterer an ihr scheiterten, gilt sie heute als Maßstab für den französischen Schwierigkeitsgrad 9a  (UIAA XI). Die Route ist etwa 15 Meter lang und besteht aus 11 bzw. 12 schweren Zügen, die mit einem charakteristischen Sprung aus einem Einfingerloch in ein scharfes Zweifingerloch beginnen.

Der Name nimmt Bezug auf die französische Terrorgruppe Action Directe, womit auf die „Anschläge“ auf die Finger, vor allem auf Sehnen und Ringbänder, beim Klettern der Route angespielt wird.

Top 3: Open Air am Wilden Kaiser (Brixental)

 

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Top 3: Open Air, Schleierfall am Wilden Kaiser (Brixental) (c) Wikipedia: Schleierwasserfall

 

Am Schleierwasserfall trifft sich alljährlich die Creme de la Creme des Klettersports, um sich an den schweren Routen am 20-60 Meter hohen Fels zu versuchen. Die schwerste Route auf knapp 1200 Metern, die nur mit einem ordentlichen Marsch von ca. 45 Minuten zu erreichen ist: Open Air 9a+. Alexander Huber kletterte die 55 Meter lange Route im Jahr 1996 erstmalig und bewertete sie als 9a,  heute ist sie aufgewertet und eine 9a+. Damit war sie damals die schwerste Route weltweit und die erste Route in diesem Schwierigkeitsgrad.

Top 4: Separate Reality (Kalifornien)

 

Separate Reality ist eine 20 m lange Kletterroute im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien.  Der Name ist dem Roman „Eine andere Wirklichkeit“ entnommen. Die Route ist bekannt durch ihre Schlüsselstelle „Separate Reality“, ein kurzes Dach, in dem man allerdings etwa 300 Meter über dem Abgrund klettert. Die Route wurde erstmals 1978 von Ron  Kauk begangen und mit dem Schwierigkeitsgrad 5.12a bewertet (heute 5.11d). Der Grund für die Faszination, welche diese Route auf Kletterer ausübt, ist allerdings weniger die technische Schwierigkeit, sondern vielmehr eine gewisse Ausgesetztheit der Route und die damit verbundenen Anforderungen an die Psyche.

 

Top 5: Jumbo Love am Clark Mountain (USA)

 

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Top 5: Clark Mountain – USA (c) Wikipedia: Clark Mountain

 

Fast 80 Meter lang ist die Route „Jumbo Love“ am Clark Mountain in der Wüste Kaliforniens nahe der Grenze zu Nevada.

Hier hat US-Kletterikone Chris Sharma einen seiner schwersten Kämpfe ausgetragen. Immer und immer wieder fiel er in den Jahren 2006 und 2007 aus dem zum Großteil 45-Grad überhängenden Ausdauerhammer. Die Route ist gespickt von schwierigen Bouldersequenzen, so zum Beispiel ein Zug mit rechts an einen rutschigen seitlich zu belastenden Aufleger. Hier muss man sehr hoch antreten, sich extrem nach rechts eindrehen und mit links in ein Einfingerloch ziehen. „Es ist definitiv die härteste Route, die ich jemals klettern konnte“ sagte Chris.

Wiederholt wurde die Route noch nicht und viele Kletterer kommen dafür auch nicht in Frage. Die Begehung von Chris Sharma wurde im Film „Progression“ von Big Up Productions ausführlich dargestellt. Wenn ihr an dem Trailer interessiert seid –> http://www.youtube.com/watch?v=fpu8cQGn1LY

 

Top 6: Eternal Flame am Nameless Tower (Pakistan)

 

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Top 6: Eternal Flame am Nameless Tower – Pakistan (c) Wikipedia: Nameless Tower

 

Der Nameless Tower oder Trango Tower ist ein 6251 m hoher Granitgipfel im Norden Pakistans.  Er gilt als der spektakulärste Gipfel unter den Trango-Türmen. „Eternal Flame“ bewegt sich im oberen neunten Schwierigkeitsgrad und ist 24 Seillängen lang.

Im Jahr 1975 versuchte der Brite Joe Brown eine Besteigung, scheiterte aber. Ein Jahr darauf, am 8. Juli 1976, gelang den Briten Mo Anthoine und Martin Boysen, am nächsten Tag gefolgt von Joe Brown und Malcom Howells, die Erstbesteigung über die Südwestwand. Im Jahr 1987 gelang den Slowenen Slavko Cankar, Franc Knez und Bojan Srot eine neue Route durch die Südostwand. Die Route wurde ein Jahr später von Kurt Albert, Wolfgang Güllich und Hartmut Münchenbach frei geklettert.

 

Top 7: Realization / Biographie in Céüse (Frankreich)

 

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Top 7: Realization in Céüse – Frankreich (c) Wikipedia: Realization

 

Realization / Biographie ist eine 2001 von Chris Sharma erstbegangene Kletterroute im Klettergebiet Céüse. Eine Route mit zwei Namen. Ein Grund für die Berühmtheit dieser Tour ist der Streit um den Namen!

1996 wurde die Route erstmals vom mehrfachen Weltcup-Sieger Arnaud Petit rotgepunktet, er vergab den Namen Biographie, die Bewertung lag bei 8+. Im Jahr 2001 kletterte Chris Sharma eine bereits bestehende Verlängerung von Biographie, die die Tour deutlich schwerer machte. Er nannte die Route Realization. In Frankreich ist sie als Biographie Extension bekannt, weil hier üblicherweise die Erschließer und nicht die Erstbegeher die Route benennen dürfen. Nach ihrer Wiederholung und Bestätigung des Grades von 9a+ ging Realization als erste bestätigte 9a+ in die Geschichte des Klettersports ein.

Top 8: Midnight Lightning (Kalifornien)

 

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Top 8: Midnight Lightning – Kalifornien (c) Wikipedia: Midnight Lightning Bouldering

 

Midnight Lightning hat laut einzelner Meinungen in einer Auflistung der berühmtesten Kletterrouten der Welt nichts verloren. Aber als wohl berühmtesten Boulder der Welt wollen wir diese Linie am Columbia Boulder im Yosemite-Nationalpark nicht außen vor lassen. Der Amerikaner Ron Kauk boulderte Midnight Lightning erstmalig im Jahr 1978. Seit vielen Jahren prangt nun schon ein weißer Blitz am Einstieg des V8/7b+ Boulders, der damals zu den schwersten Kletterproblemen weltweit zählte.

Die Route führt durch eine mit einem Blitz markierte Seite des Blocks. Diese hängt etwa 30 Grad über und ist recht unstrukturiert. In vier Metern Höhe befindet sich ein größeres Dach, über welchem sich die Wand zurücklegt. Vor der Erstbegehung probierten Ron Kauk und John Bachar die Stelle monatelang, ehe sie das Problem lösen konnten.

 

Top 9: Kompressorroute am Cerro Torre (Patagonien)

 

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Top 9: Cerro Torre – Patagonien (c) Wikipedia: Cerro Torre

 

Der Cerro Torre ( spanisch: „Turm-Berg“) ist aufgrund seiner steil aufragenden, glatten Granitwände und der extrem widrigen Wetterbedingungen nur sehr schwer zu besteigen und gilt daher unter Kletterern als einer der schwierigsten und zugleich schönsten Gipfel der Welt.

Im Jahr 1970 jagte Cesare Maestri, der unbedingt als Erster den als unbesteigbar geltenden Berg bezwingen wollte, auf seinem Weg durch die Südwest-Flanke mehrere hundert Bohrhaken in den Granit. Er kletterte bis zum Schneepilz des Berges, verzichtete aber aus Sicherheitsgründen auf dessen Begehung und ließ sich dennoch als Gipfelstürmer feiern. Dafür und für die Einrichtung der Kompressorroute erntete Maestri viel Kritik. Noch heute hängt der Kompressor, mit dem Maestri die Haken gesetzt hatte, unterhalb des Schneepilzes am Cerro Torre.

Im Jahr 2012 war die Kompressorroute plötzlich wieder in aller Munde. Dem Österreicher David Lama gelang die erste freie Begehung der Kompressorroute. Er brauchte vom Sattel bis zum Gipfel knapp 24 Stunden.

 

Top 10: Hasse-Brandler-Direttissima an der Großen Zinne (Südtirol)

 

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Top 10: Große Zinne – Südtirol (c) Wikipedia: Drei Zinnen

 

Die Direttissima – also die direkte Linie – mitten durch die mittlere dieser drei Wände ist ein Superklassiker der berühmtesten Kletterwände. Nicht nur aufgrund ihrer Position – auch wegen der relativ homogenen und anhaltend interessanten Kletterei mit atemberaubend viel Luft unterm Hintern, ist die Hasse-Brandler an der Großen Zinne eine der besten Extremklettereien der Alpen.

Am 10. Juli 1958 standen Dieter Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Sigi Löw auf der 2.999 Meter hohen Großen Zinne in den Dolomiten. Mit 180 Normal- und 14 Bohrhaken hatten sie die erste Direttissima durch die Nordwand der größten der drei Zinnen in vier Tagen bewältigt. Die Hasse-Brandler-Direttissima ist bei 17 Seillängen und einer Schwierigkeit von 7a+ eine anspruchsvolle Kletterpartie in einer unglaublichen Kulisse. Erstmals war es Kurt Albert, der die Route im Jahr 1987 rotpunkten konnte. Im Jahr 2002 kletterte Alexander Huber die Hasse-Brandler-Direttissima frei, damals die bemerkenswertesten Free-Solo-Leistung der Geschichte.

 

Ich freu mich, wenn ich euch inspiriert habe! Welche Routen kennt ihr noch? Ob Klassiker, Extremroute oder ganz was spezielles… her damit in die Kommentare!

Viele Grüße,

eure Franzi!

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