Es kriselt auf den Waldwegen, Jägersteigen und Singletrails.

Aber wer hat Schuld am Konflikt zwischen Wanderern und Mountainbikern?

Es ist ein brennendes Thema, dass immer wieder emotional hochkocht: Wie kommen Wanderer und Mountainbiker in den Bergen und Wäldern miteinander zurecht? Sollten MTB auf Wanderwegen verboten sein? Sind alle Biker rücksichtslose Rüpel? Sind die Wanderer wirklich immer so unbescholten? Wer ist im „Recht“ und vor allem wie lässt sich das Ganze lösen? – Das Team von enziano hat passionierte Mountainbiker und Wanderer der Outdoorszene befragt und Hintergründe recherchiert…

Quelle: [www.sram.com / www.pd-f.de]
Quelle: [www.sram.com | www.pd-f.de]
Der Konflikt um den natürlichen Erholungsraum „Wald und Berg“ hat Tradition. Nachdem das „freie Betretungsrecht“ der deutschen Wälder für jedermann im Jahr 1975 als soziale Errungenschaft gefeiert wurde waren die Jäger und Naturschützer skeptisch. Mit jeder „skurrilen“ Freizeitbeschäftigung oder Sportart eskaliert das Thema aufs Neue. Bereits im Jahr 1983 schoss ein verärgerter Jäger einen 24jährigen Jogger vom Hochsitz aus wegen „Störung der Tiere“ nieder. (Quelle: Spiegel)

Im Jahr 2012 wollte die Landesregierung in Hessen das Radfahren in den Wäldern stark einschränken. Radfahrer sollten nur noch feste Wege befahren dürfen, die ganzjährig mit zweispurigen, nicht geländegängigen Fahrzeugen befahrbar sind. Damit wären alle Singletrails tabu gewesen. Eine Bürgerbewegung und die Naturschutzverbände sammelten 45.000 Unterschriften gegen dieses Vorgehen und konnten erreichen, dass sich die Beteiligten am runden Tisch aufeinander zubewegten.

Die Schwarzwald Tourismus GmbH und der Forst gaben gemeinsam eine Studie in Auftrag bei der fast 1000 Waldbesucher in Südbaden zum Interessenkonflikt zwischen Bikern und Wanderern befragt wurden. (Quelle: UNI Freiburg)

Nur 15 % der Mountainbiker und 20% der Wanderer sind der Meinung, dass sie von der jeweils anderen Gruppe  respektiert werden. 11% der Wanderer „ängstigen und erschrecken“ sich und 14% der Mountainbiker fühlen sich „feindlich betrachtet“.

wandern-mtb-studie-stoerung
Foto: Studie der UNI Freiburg zum Thema Mountainbiker und Wanderer

Wir haben uns in der Outdoor Community umgehört und verschiedene Meinungen eingeholt. Von Wanderern als auch von Mountainbikern. Die Meinungen und Erlebnisse sind sehr unterschiedlich, doch ein Konsens ist klar: Die wirklich negativen Erlebnisse sind selten und nur im gemeinsamen freundlichen Dialog lässt sich die gegenseitige Akzeptanz schaffen. Wir sollten uns nicht von einzelnen Rüpeln zu einem pauschalen Urteil hinreißen lassen.

Kommentare aus der Outdoor Bloggerszene

Sven vom Inside-MTB Magazin

inside-mtb-vs-wanderer
Mountainbiken auf Singletrails im Wald – Foto: Sven Schebaum

Schaut man in die Medien, wird oftmals ein Bild von rücksichtslosen und rowdyhaften
Mountainbiker gezeigt. Gleiches gilt allerdings auch für die Wanderer die oftmals als „Fallensteller“ in Erscheinung treten. Es sind also beide Seite nicht frei von Tadel. Dennoch sind es nur Einzelpersonen, die nicht die große Masse widerspiegeln.

Ich habe mit dem Mountainbiking angefangen, um einen Ausgleich zum 8-Stunden Büroalltag zu haben. Erholung und Entspannung in der Natur suchen, und auch finden. Ich denke diesen Antrieb hat auch der Großteil der Wanderer. Deshalb sind die Wälder die wir haben kein, von Wandern ODER Mountainbikern proklamiertes Hoheitsgebiet, sondern vielmehr eine gemeinsame Erholungsstätte. Besser als jedes Gym und preiswerter als jeder Kurzurlaub. Doch oft wird man schnell und unsanft aus dem utopischen Gedanken der Gemeinsamkeit geschleudert, wenn man auf seinen Hometrails feststellt, dass Äste in uneinsichtigen Kurven platziert werden oder Nagelbretter in den Landungszonen liegen. Was bewegt solche Personen dazu Fallen aufzustellen, die offensichtlich zu schweren oder gar tödlichen Verletzungen führen können? Diese Aktionen sorgen ebenso für Kopfschütteln, wie selbstgebaute Bikepark Elemente in den heimischen Wäldern, die vielen Wanderern, aber auch Stadt und Forst ein Dorn im Auge sind. Verständlicherweise, denn immerhin sollte man so etwas den Profis aus den Bikeparks überlassen. Wenn hier beide Parteien sich ein wenig zurücknehmen, wäre allen geholfen. (Siehe DIMB Trail Rules)

Wie bei jedem Miteinander ist Rücksicht hier der gemeinsame Nenner. „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ dürfte es am passendsten Beschreiben. Bei einem freundlichen Wort, einem Lächeln oder einem kurzen Plausch wird keinem ein Zacken aus der Krone brechen sondern bricht es vielmehr das Eis zwischen Bikern und Wanderern.

Sven ist Editor vom INSIDE Mountainbike Magazin – INSIDE Mountainbike wurde spartenübergreifend zum besten Fahrrad Blog 2015 gewählt und bietet den Lesern alles von Tourenberichten bis hin zu Produktvorstellungen. INSIDE Mountainbike begeistert dabei monatlich mehr als 20.000 Leser aus dem deutschsprachigen Raum.

 

Kathrin von „Fräulein Draussen“

mtb-vs-wandern-fraeulein-draussen
Wandern an der Küste – Foto: Kathrin Heckmann

Ich als Wandersfrau habe ehrlich gesagt noch keine einzige negative Erfahrung mit Mountainbikern gemacht – egal ob in Deutschland oder anderswo in der Welt. Im Sommer während meiner 3-monatigen Wanderung durch Großbritannien zum Beispiel bin ich gebietsweise sehr vielen Mountainbikern begegnet. Und all diese Begegnungen waren von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt, womit wir wohl auch gleich bei des Rätsels Lösung wären. Die Berge und die Natur gehören nun mal uns allen und es gibt mit Sicherheit mehr als genug Platz für eine friedliche Koexistenz. Ich würde den Menschen da draußen, die sich von der einen oder anderen Seite in ihrer vermeintlichen Freiheit beraubt fühlen, einfach mal raten, etwas weniger wutbürgerlich und stattdessen etwas toleranter und rücksichtsvoller zu sein. Und schon würden sie vielleicht merken, dass das Problem gar kein Problem ist. Ansonsten ist natürlich ein gutes Wegemanagement und insbesondere das Anlegen von gesonderten Trails für die Mountainbiker wichtig, um das Konflikt- und vor allem das Unfallrisiko zu senken und beiden Seiten zu ermöglichen, ihren Sport richtig ausleben zu können.

Bei Fräulein Draußen geht es um kleine und große Abenteuer. Es geht um die Liebe zur Natur und den Drang nach Freiheit. Es geht um selbstbestimmtes Reisen, egal ob allein oder in Begleitung. Wandern, Trekking, Reisen, Roadtrips. Mit viel Begeisterung und ein bisschen Mut. Nicht nur für Fräuleins!

 

Olli von Mountainbiking Münster

olli-mtb-ms-2
Mountainbiking in der Wildnis – Foto: Oliver Liebsch

Mit dem Mountainbike bin ich primär im Münsterland und angrenzenden Gebieten – z. B. dem Teutoburger Wald, Ruhrgebiet oder Sauerland – unterwegs. Hier habe ich persönlich bisher sehr selten Konfliktsituationen erlebt. Es kam schon mal vor, dass einem etwas hinterher gerufen wurde, aber in der Regel waren Begegnungen herzlich und von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt.

In der Verantwortung sehen ich vor allem die Wanderer und Mountainbiker selbst. Für mich als Mountainbiker heißt das insbesondere Rücksichtnahme, Geschwindigkeit runter, im Zweifelsfall lieber anhalten und sowieso immer nett grüßen. Wanderer haben für mich Vorrang. Im Gegenzug erwarte ich eine ebensolche Rücksichtnahme.
Zudem sollte man sich an die jeweiligen örtlichen Reglungen und die DIMB-TrailRules halten. Leider halten sich scheinbar kleine Gruppen von Wanderern und Mountainbiker nicht an so einfache „Anstandsregeln“

Wichtig finde ich ebenfalls, dass die verantwortlichen Kreise, Städte und Gemeinden für klare Regel sorgen. Damit meine ich nicht nur Verbote, sondern sinnvolle Regeln, die jedem die Ausübung seines Hobbies ermöglichen. Eine pauschale 2-Meter-Regel wie bspw. in Baden-Württemberg ist keine sinnvolle Option, da sie viele Facetten des Mountainbikes zunichte macht und einen geradezu nötigt, sich nicht daran zu halten.

Ich wandere übrigens auch gerne und kenne somit auch die andere Perspektive.

Ich bin Olli, Baujahr ’81, gebürtiger Münsteraner, Papa einer kleinen Tochter und begeisterter Sportler. In meinem Blog mtb-ms.de schreibe ich über Themen rund ums Mountainbiken und Rennrad fahren, teile den einen oder anderen Tipp für Strecken im Münsterland und beschäftige mich mit anderen Themen rund ums Fahrrad, die mich gerade interessieren.

 

Steffi von Outdoorkid

outdoorkid-mountainbike-mit-kindern
Mit Kindern und dem Fahrrad und durch den Wald – Foto: Stefanie Krahl

Mountainbiker vs. Wanderer – der alte Konflikt! Ich persönlich verstehe ihn ja gar nicht, bzw., wo das eigentliche Problem sein soll! Wenn jeder, und damit meine ich sowohl den Mountainbiker als auch den Wanderer, ein wenig Rücksicht nehmen würde, gäbe es dieses Problem doch gar nicht. Leben und leben lassen ist meine Devise!

Wir persönlich hatten noch keine größeren Probleme unterwegs. Da es mich selbst aber schon stört, wenn jemand bergab mit gefühlten 50 km/h angedonnert kommt und ich zu Tode erschrocken zur Seite springen muß, setze ich auf meinen eigenen Touren bei solchen Situationen einfach einen „Warnruf“ ab. Dafür brauche ich keine Klingel (und eine solche kommt mir auch ganz sicher nicht an mein Bike ;-)), sondern nur einen gezielten lauten Ruf und wer dann trotzdem noch aufregt, hat selber Schuld.

Mein Appell an alle Biker: nehmt ein bisschen Rücksicht und „kündigt“ euch an. Und mein Appell an alle Wanderer: einen 2 Meter breiten Weg absichtlich mit 2 Personen zu blockieren, muss nun wirklich nicht sein!

Die Berge sind für alle da und die Welt ist groß genug, dass wir uns alle dran erfreuen können!

Auf Outdoorkid dreht sich alles rund ums Thema „Outdoor, Camping, Abenteuer – mit Kids“! Bei uns kannst du deine Touren und Ausflüge mit deiner Familie planen und in Reise- und Tourenberichten stöbern!

 

Christoph vom ENDURO Mountainbike Magazin

cb-enduro
Foto: Christoph Bayer

In der Regel bin ich mit meinem Mountainbike im Alpenraum unterwegs und habe dort bisher fast ausschließlich sehr positive Begegnungen zwischen Wanderern und Mountainbikern erlebt. Man grüßt sich, macht Platz und tauscht sich auch aus. Meist erfährt man als Biker Anerkennung und Bewunderung. Natürlich gibt es aber auch Ausnahmen. Dabei handelt es sich jedoch um Einzelpersonen auf beiden Seiten. Fehlendes Verständnis und mangelnder Respekt ist hier meiner Meinung nach häufig die Ursache, die dann durch mögliche Hotspot-Bildung verstärkt wird. An nahezu allen anderen Orten der Welt die ich bereits zum Biken bereist habe, gab es keinerlei Konflikte.

Wenn es überhaupt Konflikte gibt, müssen diese je nach Ausmaß auf verschiedenen Ebenen geklärt werden. Das beginnt, wie oben erwähnt, beim direkten Kontakt auf dem Trail, der stets respektvoll und freundlich stattfinden sollte, kann aber auch infrastrukturelle Konsequenzen nach sich ziehen. Aktuell erfreut sich Mountainbiken einer enormen Beliebtheit und nicht zuletzt dank E-Mountainbikes wird sich die Anzahl an Radsportler mit dem Bedürfnis nach Naturgenuss und Trailspaß in Zukunft noch deutlich erhöhen. Mit Wegsperrungen und Verboten wird man es allerdings nie schaffen, mögliche Konflikte zu lösen. Was zählt ist der Dialog und Aufklärung. Speziell für Tourismusregionen im Alpenraum gilt es dieses Potenzial zu erkennen um umfassende und nachhaltige Bike-Konzepte zu entwickeln anstatt Biker pauschal von Wegen zu verbannen oder auf Flow-Trails zu ghettoisieren. Trail-Tolerance statt Trail-Sperrung lautet die Devise.

Mein Name ist Christoph Bayer, ich arbeite als Chefredakteur für das ENDURO Mountainbike Magazine das 6 x jährlich auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format erscheint.

 


Erstmal vielen Dank an alle eure Meinungen und Kommentare! Wir hatten versucht ein möglichst ausgeglichenes Meinungsverhältnis herzustellen, aber wie sich herausstellt sind sich die Kollegen aus der Bloggerszene fast schon einig. Kaum eigene schlechte Erlebnisse und ein klarer Appell an alle: „Rücksicht und Toleranz“. Trotzdem wird das Thema oft negativ in der Presse aufgegriffen – ausgelöst durch eskalierende Aktionen und MTB-Fallen. Ich frage mich, was ist da los?

Gefährlicher Konflikt zwischen Mountainbikern und Wanderern eskaliert

Im Sommer 2015 kommt es in vielen Regionen zu lebensgefährlichen Situationen. Es werden gezielt Fallen gestellt, die Biker verletzen sollen. Die FAZ schrieb dazu:

„… eine halbe Stunde nördlich von Freiburg, fand die Polizei kürzlich ein Wurzelstück auf einem Waldradweg, das mit abgesägten Schrauben präpariert war. Im Stuttgarter Schlossgarten spannte ein Fallensteller vor einer Woche Kabelbinder über eine Strecke von sechs Metern in einer Höhe von einem Meter über einen Fahrradweg. Mountainbiker berichten immer häufiger von Eisenstangen, Drähten und Nagelbrettern auf ihren Strecken…“ (Quelle: FAZ)

Video:

Das BR-Magazin Quer zeigt in einer Reportage die Selbstjustiz gegen Mountainbiker. Der SWR in Baden Württemberg berichtet über Gefahren im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb bei Albstadt [Video des SWR] und auch in Österreich ist das Problem bekannt und hat sogar noch eine andere Rechtslage, da Radfahren im Wald an sich nicht legal ist. [Video vom ORF]

Die Gefahren für Mountainbiker sind ersichtlich und auch die Perspektive von Jägern, Naturschützern und Wanderern können nachvollzogen werden. Man sollte jedoch nicht zu vorschnell verallgemeinern. Die Rowdies auf MTB Seite und die militanten fallenstellenden Wanderer und Jäger sind einzelne Personen, die nicht für die ganze Gruppe sprechen.

Harald D. in einem FAZ Leserkommentar

„Ich kenne beide Seiten, weil ich sowohl mit dem Mountainbike als auch zu Fuß regelmäßig in den Bergen unterwegs bin und ich bin angesichts der Abneigung gegenüber Mountainbikern in den Kommentaren verwundert: die angeblichen Rowdys sehe ich selten. Die allermeisten Bergradler geben sich Mühe, Wanderer nicht zu erschrecken und zu gefährden. Der Anteil aggressiv fahrender Radler ist nicht größer als der von streitsüchtigen Fußgängern. Ich wurde sogar schon wesentlich öfter grundlos auf breiten Forstwegen von „Wanderern“ absichtlich am Fahren behindert und beschimpft als von Radlern beim Wandern erschrocken. Meist waren die Streithammel zu Fuß dabei Touristen mit Straßenschuhe oder sogar Sandalen. Hoch ging´s bei denen mit der Bergbahn. Zwischen Profis im Gelände gibt es dagegen wenig Streit. Man kennt sich. Wahrscheinlich ist viel versteckter Neid dabei bei den Mountainbikehassern: man muss fit sein, um Berge hoch zu biken und es macht wahnsinnig Spaß, sie dann runter zu rauschen.“

Offizielle Bemühungen

Auch von offizieller Seite wird der Dialog zwischen Wanderern und Mountainbikern gefördert. Zumindest zeigen sich die bürokratischen Bemühungen durch gemeinsame Statements und Vereinbarungen wie hier durch die bayerische Staatsregierung und diverse Vereine.

Der Deutsche Alpenverein schreibt in seinem offiziellen Positionspapier

„37 % der DAV-Mitglieder sind an rund 33 Tagen im Jahr mit dem Mountainbike unterwegs“ und „Das Mountainbiken hat für den DAV einen festen Platz im Kreis alpiner Sportarten“

Der DAV setzt sich außerdem offiziell dafür ein, dass „Wege aller Art grundsätzlich von Wanderern und Mountainbikern gemeinsam genutzt werden können. Er appelliert an beide Gruppen, sich mit Respekt, Toleranz und Rücksicht zu begegnen.

Als Vorschlag für den gemeinsamen Naturgenuss empfiehlt der Alpenverein in seinem 10 Punkte-Plan unter anderem „Fußgänger haben Vorrang: Nimm Rücksicht auf Fußgänger, indem du dein Kommen frühzeitig ankündigst und das Tempo reduzierst. Halte nötigenfalls an. Ein freundlicher Gruß fördert die Akzeptanz…“

Interessant finde ich persönlich auch folgendes Statement gegen E-Bikes, wobei man gespannt sein kann inwiefern sich diese Position auf Dauer halten lässt, denn E-Bikes finden immer mehr Anklang und ermöglichen es auch der wachsenden Masse von älteren Personen wieder in der Natur sportlich aktiv zu sein.

In dem oben genannten Positionspapier lässt sich lesen „… lehnt er [DAV] das Radfahren mit E-Bikes in den Bergen ab. Diese können ohne eigene körperliche Betätigung genutzt werden und widersprechen somit der Grundhaltung des DAV, der sich für „Bewegung aus eigener Kraft“ einsetzt.“

Na dann! Dieses Statement bietet Stoff für Diskussionen ;-)

Was ist eigentlich die „Zwei-Meter-Regel“ beim Mountainbiking im Wald?

Die oft erwähnte „2-Meter-Regel“ kommt aus Baden-Württemberg und besagt, dass Radfahren auf Wegen unter 2 Meter Breite, also z.B. auf Singletrails, Jägersteigen und sonstige Pfaden, nicht gestattet ist und sogar mit Bußgeldern belegt werden kann. (Quelle: §37 Abs.3 Satz 2 Landeswaldgesetz Baden-Württemberg, LWaldG)

Eigentlich ist nach den Gesetzen des Bundes das Radfahren im Wald grundsätzlich erlaubt. Der Artikel §14‭ Abs.1 ‬Bundeswaldgesetz (BWaldG) legt fest, dass‭ ‬Radfahren im Wald auf Straßen und Wegen (ohne Beschränkung) erlaubt ist. Baden-Württemberg hat diesen Artikel verschärft. Eine Petition im Jahr 2014 gegen dieses Gesetz wurde abgelehnt und stattdessen hat Baden-Württemberg eine Pressemitteilung zu dem Thema veröffentlicht.

Gesetzliche Bestimmungen gegen die freie Nutzung der Wälder und Berge, auch wenn diese kaum durchgesetzt werden, fördern die Unsicherheit und das Konfliktpotenzial unter den Beteiligten. Was genau ist jetzt also der Status Quo?

Rechtslage

Um euch ein bisschen rechtliche Grundlagen zu geben haben wir uns informiert und die verfügbaren Informationen zusammengetragen. (Stand November 2016, keine Garantie auf rechtliche Sicherheit oder Vollständigkeit!)

Deutschland
Generell steht im Bundesgesetz, dass Radfahren auf allen Wegen erlaubt ist. Trotzdem gibt es in Deutschland je nach Bundesland eine unterschiedliche rechtliche Lage die durch Landesgesetze wie zum Beispiel die 2-Meter Regel in Baden-Württemberg festgelegt sind. Vor allem Forst- und Naturschutzbehörden sowie Privatbesitzer von Wegen haben hier die Möglichkeiten die Nutzung ihrer Wege einzuschränken. Weitere Informationen zum Thema und die einzelnen Bundesländer findet ihr hier.

Österreich
In Österreich ist das Radfahren auf allen Forst- und Wanderwegen eigentlich gesetzlich verboten und nur in Ausnahmen mit Erlaubnis des Grundstückbesitzers möglich! Die Vermutungen sind, dass seit mehreren Jahrzehnten die Jagtinteressen dem Interesse des Tourismus und der Biker vorgezogen wird. Trotzdem gibt es natürlich in Österreich eine große Gemeinschaft an Mountainbikern, die aber leider immer mit einem Fuß im Gefängnis fahren. (Quelle: bmlfuw)

Schweiz
In der Schweiz dürfen nach Art. 43 Abs. 1 des Straßenverkehrsgesetzes nur Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen oder offensichtlich nicht dafür bestimmt sind, wie Fuß- und Wanderwege, mit solchen Fahrzeugen nicht befahren werden. Diese Regel ist für die ganze Schweiz gültig und auch ohne Schilder verbindlich. Für die Biker stellt sich also immer die Frage „darf ich oder nicht?“. (Quelle: bfu)

Viele Grüße und viel Spaß beim Wandern und Biken
Patric

PS: Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit militanten Wanderern oder rücksichtslosen Mountainbikern gemacht? Oder wird das ganze Thema viel zu hoch gekocht? Was ist eure Meinung zu dem Thema?

 

13 Kommentare

  1. Meiner Meinung nach wird das Thema zu hoch gekocht. Wichtig ist einfach, dass der Mountainbiker sich frühzeitig bemerkbar macht, damit man als Wanderer genug Zeit hat, Platz zu machen. Wenn man sich dann noch freundlich grüßt und der Mountainbiker sich vielleicht sogar bedankt, sind beide Seiten glücklich. Gegenseitige Rücksichtnahme ist – wie überall im Leben – alles.

    • Stimm Biene, wirklich einprägsam negative Erfahrungen sind eher selten. Meine Begegnungen am Berg sind bisher alle sehr freundlich verlaufen. Die meisten Presseberichte stützen sich halt auch auf die Polizeiberichte der extremen Fälle – wie freundlich und erhohlsam die Berge wirklich sind liest man eher selten in der Zeitung ;-)

  2. Bisher habe ich auch noch keine Probleme mit Wanderern gemacht. Es gab Vielleicht mal ein Missverständnis, das war aber auch alles. Da sind mir schon mehr rücksichtlose MTBler begegnet.

    Wer ist daran schuld? Ist keine einfache Frage. Zum einen glaubt mittlererweile jeder, der Wald gehört ihm. Dazu kommt die allgemeine Rücksichtslosigkeit, die im Alltag auch herrscht. Und dann kommen diverse Bikezeitschriften, die ja mehr oder weniger das bergabfahren proklamieren. Und die restlichen Medien schreiben ja nur über die negativen Fälle und bauschen diese auf.

  3. da wo ich wohne habe ich bisher noch keine negative Erfahrung gemacht. wenn ich Wanderern begegne fahre ich langsam ran mache mich bemerkbar und bedanke mich wie es der anstand gebietet. oft habe ich sogar erlebt das sich die Leute bei mir entschuldigen. zwar unnötig aber tdm toll. Oft ist es das man sich sogar mal unterhält und oft bemerke ich oft das Wanderer es gar nicht verstehen das es so was gibt. Biene hat zwar recht aber diese Erwartungshaltung ist nicht unbedingt das optimale, Denn genau das ist was letzten Endes zum Streit führt. Eine Schuld Zuweisung würde ich gar nicht machen den es gibt auf beiden Seiten welche die Zicken machen. Das jeder denkt der Wald gehöre ihm würde ich nicht sagen. das wäre genau so ein aufbauschen wie es die Medien teilweise betreiben. Jeder hat Waldbetretungsrecht und jeder sollte das auch, aber auch sollte eben jeder die Natur respektieren und den anderen. Im Straßenverkehr gibt es dafür Regeln. Und ich glaube den negativen Vorkommnissen wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den positiven. Es gibt genügend Beispiele das es auch anders geht, und es geht anders. Ein Miteinander ist machbar. Ich Bike sehr gerne und ich bügle auch gerne mal schnell die Trails lang, aber nur da wo es geht. und zum richtig austoben gibt es Bikeparks. Und ich Plane auch hier in meiner Gegend mich dafür einzusetzen das man hier und da fahren darf. Die Methode alternativen zu schaffen halte ich für eine gute Idee aber auch z.b. Wege wo beide Parteien sich bewegen könne.

  4. Meine Erfahrung ist auch, dass man zu 95% gut miteinander auskommt. Ich fahre aber auch sehr rücksichtsvoll und bremse bei Wanderern und Spaziergängern immer auf Schrittgeschwindigkeit ab, wenn Kinder und/ oder Hunde mit dabei sind, dann fahre ich in Zeitlupe an denen vorbei, so dass im Grunde nichts passieren kann. Und ich grüße immer und bedanke mich, wenn man mir Platz macht.

    Leider gibt es aber auch die Sonntags- und Schönwetter Spaziergänger, die man sonst nie im Wald antrifft und die zu dritt einen breiten Waldweg komplett ausfüllen und sich noch breiter machen, sobald sie eine Mountain Bike im Anmarsch hören. Wenn ich denen dann zurufe, dass ich bitte links oder rechts vorbei fahren will, dann tut sich nichts, sie zwingen einen anzuhalten und erst dann machen sie Platz. Da fällt es auch mir schwer meinen Mund zu halten, aber ich tue es, denn ich weiß auch, dass es leider genug MTBler gibt, die mit viel zu hohem Tempo und viel zu knapp an Leuten vorbei rasen und ich jetzt wahrscheinlich den Denkzettel für deren Verhalten bekomme.

    Da ich in Baden-Württemberg unterwegs bin, wo es diese unsäglich dumme und unsinnige 2 Meter Regel gibt, bin ich besonders rücksichtsvoll, wenn ich auf Trails fahre. Und da gibt es einen Trail, wo ich alle paar Wochen mal einen Wanderer oder Jogger treffe, sonst ist da nie jemand unterwegs und neulich traf ich dort auf zwei Wanderer, einen älteren Herren und seine Frau, ich bremste sehr früh ab bis ich zum Stehen kam, stellte mich samt Bike sogar neben den Trail, um ihnen Platz zu machen und grüßte sie freundlich und als Antwort bekam ich dann von dem Herren einen Vortrag und Belehrung, dass ich auf diesem Weg ja gar nicht fahren dürfte! Da hatte ich genug und sagte ihm meine Meinung, dass der Wald nicht nur ihnen gehört und dass ich ja rücksichtsvoller gar nicht hätte agieren können und dass es genau wegen Leuten wie ihnen zu Problemen zwischen Bikern und Wanderern käme, denn ihnen könnte man wohl gar nichts recht machen. Und dann habe ich ihnen noch gesagt, dass ich zu jeder Jahreszeit auf diesem Trail unterwegs bin und sie dort noch nie gesehen habe. Der Frau war es sichtlich peinlich, dass ihr Mann so kleinkariert und besserwisserisch aufgetreten war.
    Zum Glück sind solche Gestalten in der Minderheit, denn sonst würde einem das Biken schnell vergehen.

    • Es gibt leider immer solche Fälle. Ich fur meinen Teil ignoriere solche Leute vollkommen. Meist bringt sie das dann so richtig auf die Palme, sehr zu meinem Vergnügen. Denn wenn man solche Leute ignoriert, lebt man viel ruhiger.

  5. Das Thema ist: es ist mehr los. Aus Sicht des Wanderers: Gerade wenn man einen Hund mithat, an langer Leine wg. Wild, so konnte man früher einfach entspannen. Heute kann man das nicht mehr, da Fahrräder nun überall sind. Man muss immer auf der Hut sein, wie im Strassenverkehr – also genau das, was man in der Freizeit nicht haben will.

  6. Ich war gestern Wandern in einem Gebiet wo wohl viele Mountain-Biker unterwegs sind, was ich aber nicht wußte.
    (Nähe Altenberger Dom)

    Was mir aufgefallen ist: ALLE Mountainbiker haben sich vorbildlich verhalten und sich überfreundlich bedankt
    wenn wir wegen Ihnen kurz auf die Seite gegangen sind. Das Miteinander klappte problemlos.

  7. Ich wundere mich, dass in Artikel zu diesem Thema nie genauer darauf eingegangen wird, warum die 2-Meter-Regel eigentlich keinen Sinn macht. Viele Konflikte basieren glaube ich auf Unverständnis von Seiten der Wanderer. Für die ist das, als ob jemand mit seinem SUV auf einem kleinen Wanderpfad unterwegs ist – was will der da? Warum nimmt der nicht einfach die Waldautobahn? Viel wäre vielleicht gewonnen, wenn Wanderer mal besser verstehen könnten, worum es beim Mountainbiken eigentlich geht.

    Genauso gibt es aber glaube ich auch einige Mountainbiker, denen ein wenig das Gespür dafür fehlt, wie unangenehm es sein kann, als – im Vergleich – verletzlicher Fußgänger mit so einer Maschine von Fahrrad konfrontiert zu werden, die plötzlich aus dem Nichts angerappelt kommt. Gerade wo die Mountainbikes immer größer und immer marzialischer werden, und dann auch noch in Kombination mit der Panzerung, die die Fahrer oft tragen, wirkt das für viele eben wie ein aggressiver technischer Fremdkörper mitten in der idyllischen Natur.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein