Wandern ist ein herrliches Gefühl. Raus aus dem Alltag und rein in die Natur. Ich selbst kann eigentlich schon bei der Anreise zu einer Wanderstrecke wunderbar abschalten. In der Regel ist es noch früh am Morgen, die Sonne geht gerade auf und das schräg einfallende Licht erweckt den Wald zu neuem Leben. Je nach Jahreszeit hängt noch ein wenig Nebel über den Feldern oder der letzte Raureif bedeckt die Wiesen.

Mir ist klar, der bevorstehende Tag wird nicht immer einfach. Bis der Gipfel erklommen ist, liegen noch etliche Kilometer und Höhenmeter vor mir. Doch ich weiß genau, warum ich das Wandern so liebe: In dem kommenden Stunden kann ich meine Gedanken streifen lassen, atme frische Luft, bekomme den Kopf frei und kann mich körperlich austoben.

Wenn ihr das Wandern genauso liebt wie ich, dann habt ihr mit Sicherheit schon einmal daran gedacht, eine Mehrtageswanderung in Angriff zu nehmen. Denn die Wenigsten von uns wohnen direkt bei den Bergen und die Anfahrt nimmt somit einige Zeit in Anspruch. Warum also nicht ein komplettes Wochenende oder sogar noch länger die Natur beim Wandern genießen? Ich selbst habe schon einige Mehrtageswanderungen hinter mir und kann euch diese Erfahrung wärmstens ans Herz legen.

Von euren Tageswanderungen wisst ihr bereits, dass einiges an Planung notwendig ist, damit es unterwegs keine Überraschungen gibt. Natürlich muss auch eine Mehrtageswanderung gut geplant sein.

Falls ihr noch nie eine Mehrtageswanderung unternommen habt, dann sind die folgenden acht Tipps genau richtig für euch:

Tipp 1: Schätzt euer Können realistisch ein

Eure erste Wanderung sollte auf keinen Fall eine Mehrtageswanderung sein. Um eine Wanderung von mehr als einem Tag zu unternehmen, müsst ihr bereits erfahrene Tageswanderer sein. Nur so könnt ihr euer Können realistisch einschätzen und nehmt euch nicht zu viel vor. Das bezieht sich einerseits auf die Länge der geplanten Strecke und andererseits natürlich auf den Schwierigkeitsgrad in Bezug auf Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Bedenkt immer: Am nächsten Tag könnt ihr nicht auf der Couch ausruhen. Euer Körper bekommt keine Pause.

Schätzt euer Können realistisch ein
Schätzt euer Können realistisch ein

Tipp 2: Steigert euch langsam

Für eure erste Mehrtageswanderung empfehle ich euch zunächst zwei Tage am Stück. So könnt ihr erst einmal testen, wie euch diese Form des Wanderns gefällt und wie ihr körperlich zurechtkommt. Denn es gibt einiges, was sich von einer Tageswanderung unterscheidet: Wie kommt ihr mit einem größeren und schwereren Rucksack klar? Wie gut könnt ihr bei einer Hüttenübernachtung schlafen? Wie fühlt es sich an evtl. mit einem leichten Muskelkater zu wandern?

In der Regel könnt ihr eurem Körper so einiges zutrauen. Der Spaß sollte aber definitiv im Vordergrund stehen. Nehmt euch bei eurer ersten Mehrtageswanderung nicht zu viel vor und steigert euch langsam.

Wandern mit mehr Gepäck - Nicht immer einfach
Wandern mit mehr Gepäck – Nicht immer einfach

Tipp 3: Wählt eine geeignete Wanderung

Was bedeutet geeignet? Für eine Mehrtageswanderung muss auf der Strecke natürlich eine Hütte vorhanden sein, in welcher ihr übernachten könnt. Bei einer Wanderung von zwei Tagen empfehle ich euch außerdem darauf zu achten, dass die Hütte nahe eines Gipfels liegt. So könnt ihr entweder am Nachmittag ohne Gepäck den Gipfel besteigen oder ihr steigt am nächsten Morgen ganz früh auf. Aber Vorsicht: Dieses Erlebnis hat Suchtpotenzial. Einerseits habt ihr zu dieser Stunde die Aussicht fast für euch und ich verspreche euch, der Anblick der umliegenden Berge in der Morgensonne ist ein ganz anderer als in der Mittagszeit, wenn ihr normalerweise den Gipfel erreicht.

Morgendliche Stimmung in den Alpen - Blick vom Rofanturm
Morgendliche Stimmung in den Alpen – Blick vom Rofanturm
Gipfelglück schon am frühen Morgen - Blick auf die Sella Gruppe in den Dolomiten
Gipfelglück schon am frühen Morgen – Blick auf die Sella Gruppe in den Dolomiten

Der Wanderweg sollte außerdem unbedingt eine Rundwanderung sein, damit ihr am zweiten Tag nicht denselben Weg wieder zurücklaufen müsst.

Meine Empfehlung für die Länge: Wenn ihr eine 8-stündige Tageswanderung relativ locker bewältigen könnt, dann wählt eine Tour, die 2mal 6 Stunden lang ist. Damit seid ihr definitiv nicht über- aber auch nicht unterfordert.

Tipp 4: Bucht eure Hüttenübernachtung im Voraus

Bei einer Mehrtageswanderung übernachtet ihr in einer Berghütte im Matratzenlager zusammen mit anderen Wanderern. Das Schöne in den Alpen: Die Hütten sind bewirtschaftet und keine Selbstversorgerhütten. Für euer leibliches Wohl ist also gesorgt. Ihr solltet die Übernachtung in der Hütte unbedingt vorher reservieren. Mehrtageswanderungen werden immer beliebter und sind häufig schon weit im Voraus ausgebucht. Die meisten Hütten besitzen eine Website inkl. Buchungsformular oder natürlich eine Telefonnummer.

Meine Empfehlung: Achtet darauf, dass die Hütte, wenn möglich, nicht an einem bekannten europäischen Fernwanderweg liegt. Diese Hütten sind häufig sehr voll und evtl. könnte euch der dortige Trubel die Lust an Hüttenübernachtungen nehmen. Und das will ich natürlich vermeiden.

Erfurter Hütte oberhalb des Achensees
Erfurter Hütte oberhalb des Achensees

Tipp 5: Packt euren Rucksack richtig

Das ist natürlich ein sehr allgemeiner Tipp. Wichtig ist, dass ihr euch nicht überladet. Der Rucksack bei einer Mehrtageswanderung wird schwerer sein, als bei einer Tageswanderung und an dieses zusätzliche Gewicht auf dem Rücken müsst ihr euch erst gewöhnen.

So viel mehr müsst ihr vor allem bei nur einer geplanten Übernachtung zum Glück gar nicht einpacken. Eine tolle minimalistische Packliste mit vielen Tipps für leichtes Packen findet ihr auf dem Blog Bergreif.

Tipp 6: Nehmt gutes Kartenmaterial mit

Wie bei einer Tageswanderung gilt auch bei einer Mehrtageswanderung: Lauft nie ohne geeignetes Kartenmaterial los.

Viele tolle Touren, die sich zu einer Mehrtageswanderung zusammensetzten lassen, findet ihr auf dem enziano Portal und in der App. Die einzelnen Touren lassen sich natürlich auch ausdrucken.

Wenn ihr euch bei einer Mehrtageswanderung auf online Kartenmaterial verlasst, dann müsst ihr unbedingt darauf achten, dass euer Smartphone immer aufgeladen ist. Dafür solltet ihr ein zusätlichs Akkupack dabei haben, denn nicht jede Hütte bietet die Möglichkeit seine elektronischen Geräte aufzuladen. Bei einer Mehrtageswanderung empfehle ich euch deswegen, das Kartenmaterial zusätzlich in Papierform mitzunehmen.


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Tipp 7: Prüft das Wetter

Eine Mehrtageswanderung bedeutet, dass ihr aufgrund der gebuchten Hüttenbuchung auf ein bestimmtes Datum festgelegt seid. Wie bei einer Tageswanderung auch, steht und fällt alles mit dem Wetter.

Ist die Großwetterlage gut und vor allem stabil, dann rein mit euch in die Wanderschuhe. In diesem Fall könnt ihr auch an Gewicht sparen. Bei einer stabilen Wetterlage können z.B. Regenjacke und Regenhose daheim bleiben. Aber Vorsicht: Auch im Sommer wird es abends und nachts in den Bergen kalt. Bei einer nicht ganz so stabilen Wetterlage, müsst ihr entsprechend mehr einpacken und bei schlechter Wetterprognose empfehle ich euch: Bleibt lieber daheim. Schon ein paar Stunden durch anhaltenden Regen zu laufen ist kein Spaß. Stellt euch vor, ihr macht das zwei Tage am Stück.

Getrübtes Gipfelglück bei schlechtem Wettter
Getrübtes Gipfelglück bei schlechtem Wettter

Tipp 8: Umkehren bzw. Abbrechen ist kein Scheitern

Dieser Satz gilt bei einer Mehrtageswanderung noch mehr als bei einer Tageswanderung. Ihr seid länger unterwegs und benötigt mehr Kräfte. Dementsprechend können diese auch schneller ausgehen. Ich bin schon einmal mit einem entzündeten Knie über den Rofan gehumpelt – das war am vierten Tag meiner ersten großen Mehrtageswanderung. Danach ging nichts mehr und das Ergebnis: Die Wandersaison in diesem Jahr für mich komplett vorbei. Dabei war schon am Tag davor klar, da stimmt etwas gewaltig nicht. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen.

Schmerzende Knie, krampfende Waden, anhaltende Kopfschmerzen, Erschöpfungszustand, extrem schlechtes Wetter, ein Weg, der euer Können übersteigt – egal, welche Umstände euch zum Umkehren bzw. Abbrechen zwingen: Es ist kein Scheitern! Safety first!

Blick über Sylvensteinspeicher am frühen Vormittag
Blick über Sylvensteinspeicher am frühen Vormittag

Eine Mehrtageswanderung ist eine einmalige Erfahrung. Ihr könnt direkt nach dem Frühstück loswandern. Ihr könnt schon am frühen Morgen auf einem Gipfel stehen. Ihr könnt mehrere Tage und nicht nur für ein paar Stunden die Natur genießen. Ihr könnt noch besser abschalten. Ihr erlebt eine völlig neue Erfahrung: Für Körper und auch für euren Geist.

Mit den obigen Tipps wisst ihr nun, worauf ihr bei der Planung einer Mehrtageswanderung achten müsst. Worauf wartet ihr noch? Ich würde sagen: Die Planung kann beginnen.

Habt ihr weitere Tipps, für die Planung einer Mehrtageswanderung? Dann rein damit in die Kommentare.

2 KOMMENTARE

  1. Super! Die Tipps kommen gerade richtig.
    Wir planen gerade unsere erste Hüttentour. Wir wollen im Juni 3 Tage mit 2 Übernachtungen am Wilden Kaiser wandern. Für uns eine ganz neue Erfahrung, aber wir freuen uns sehr darauf.

    Liebe Grüße Tage
    Frauke und Jojo

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