Sie war schon länger angedacht, und dieses Jahr hat es geklappt: Die Kampenwandüberschreitung. Die Kampenwand liegt mir mir ja quasi seit ich hier wohne als Hausberg jeden Tag direkt vor der Nase. Was läge da näher, als nicht nur einzelne Routen zu gehen, sondern den gesamten Felskamm einmal von der einen zur anderen Seite zu überklettern. Nach einem kurzen morgendlichen Wettercheck machten wir uns entspannt in Richtung Aschau auf, dem Talort der Kampenwandbahn.

Die Überschreitung ist eine Kombination von verschiedenen einzelnen Routen und Gratpassagen die einen von Gipfel zu Gipfel bringt. Der Schwierigkeitsgrad ist überwiegend leicht, aber das Terrain alpin. Üblicherweise wird die Überschreitung im Westen bei der Bergstation der Kampenwandbahn begonnen und führt über den Westgipfel, den Gmelchturm als Zwischenstop, den Teufelsturm schließlich auf den Hauptgipfel. Von dort kann man die Tour entweder mit einem Abstecher in die Steinlingalm beenden oder an der Schlechinger Scharte in Richtung Osten noch zum Gipfelkreuz auf dem Ostgipfel gehen. Während Fabi von Pholog die alternative Variante wählte, endete unsere eigene West-Ost Variante nach dem Hauptgipfel und dem Abstieg über den Ostgrat, da die Kaisersäle im Mai noch mit tiefen Schneewehen blockiert waren.

Topo der Kampenwandüberschreitung (Klettern)
Topo der Kampenwandüberschreitung (Klettern)

Schon beim Zustieg von der Bergstation sieht man den Westgipfel vor sich thronen. Direkt aus den Bäumen erhebt sich die westlichste Wand der zackigen Felsformation. Der Wanderweg führt uns an der Sonnenalm vorbei in Richtung Steinlingalm. Jedoch biegen wir schon nach kurzem Marsch rechts ab in Richtung Kampenwandhaus, und von dort aus schlängelt sich weiter ein schmaler Pfad hinauf bis zum Fuß des Westgipfels. Während die Seilschaft vor uns direkt in den Routenklassiker „Torweg“ (4-) einsteigt, entscheiden wir uns für einen gemütlicheren Start über den „Westgrat“ (3-), eine sehr leichte und kurze Plattenkletterei die trotz des einfachen Grades mit Bohrhaken ausgestattet ist.

Zustieg zum Westgipfel der Kampenwand
Zustieg zum Westgipfel der Kampenwand
Der Westgipfel der Kampenwand
Der Westgipfel der Kampenwand

Auf dem Westgipfel angekommen packen wir das Seil in den Rucksack und es geht es in einer kurzen Gratwanderung in Richtung Osten. Mit wahnsinnigem Blick nach links auf den Chiemsee und nach rechts in die Voralpen hinein genießen wir die kurze Passage. Es geht einen schmalen Pfad vom Westgipfel hinab den man mit etwas Trittsicherheit ohne Seil gut bewältigen kann.

Klettern Kampenwand mit Blick auf Aschau vom Westgrat
Klettern Kampenwand mit Blick auf Aschau vom Westgrat
Route Westgrat auf den Kampenwand-Westgipfel
Route Westgrat auf den Kampenwand-Westgipfel
Aschau vom Westgipfel der Kampenwand
Aschau vom Westgipfel der Kampenwand
Gratwanderung auf der Kampenwand mit Blick auf den Teufelsturm
Gratwanderung auf der Kampenwand mit Blick auf den Teufelsturm

Zum Schluss der Gratpassage begrüßt uns schon die spitze Felsnadel des Gmelchturms und wir lassen es uns nicht nehmen eine kurze Pause zu machen und die knappen 20m der luftig ausgesetzten „Westkante“ (6-) hoch zu klettern.

Gmelchturm auf der Kampenwand
Gmelchturm auf der Kampenwand
Auf dem Gmelchturm der Kampenwand
Auf dem Gmelchturm der Kampenwand

Doch die Spitze der Felsnadel des Gmelchturms ist ganz oben genau das: spitz. Und bevor uns das Hinterteil eingeschlafen ist geht es weiter zum Fuße des Teufelsturms wo wir in die „Nordwestkante“ (3+) einsteigen und mit einem einsamen Bohrhaken und einer kurzen Zwischensicherung mit Bandschlinge den recht flachen Gipfel erreichen.

Top sanierte Abseilpunkte auf der Kampenwand
Top sanierte Abseilpunkte auf der Kampenwand
Abseilen vom Teufelsturm
Abseilen vom Teufelsturm

Auch wenn die gesamte Tour wegen der vielen ausgesetzten und ungesicherten Passagen eher als alpin eingestuft wird, so ist gegen die neuen Abseilpunkte und Bohrhaken nichts einzuwenden. Gerade an den kritischen Stellen kann man sich auf das vorhandene Material verlassen.

Nach zweimaligem Abseilen finden wir uns in der Schlucht zwischen Hauptgipfel und Teufelsturm wieder. Mittlerweile sitzt eine dicke Wolke vor der Sonne und in der Felsscharte zieht es wie Hechtsuppe. Wir ziehen uns die (zum Glück) mitgebrachten Jacken über und steigen in die letzte Route der Überschreitung ein: Die „Nordwestverschneidung“ (4+). Diese ist zwar gut abgesichert aber durch den kühlen Wind und die schattige Lage macht sie nur mäßig Spaß. Dafür empfängt uns auf dem Hauptgipfel endlich wieder die Sonne und wir gönnen uns erstmal eine verdiente Vesperpause.

Die letzte Gratpassage auf dem Hauptgipfel der Kampenwand
Die letzte Gratpassage auf dem Hauptgipfel der Kampenwand
Ausblick vom Hauptgipfel auf den Chiemsee
Ausblick vom Hauptgipfel auf den Chiemsee

Hinab geht es vom Hauptgipfel über den Ostgrat… oder zumindest war das der Plan ;) Da wir oben keinen sinnvollen Abseilpunkt finden steigen wir den Weg ab, der uns am wenigsten steil vorkommt und kommen wenig später über einen kleinen Umweg in der Schlechinger Scharte an. Nach einem Blick auf die Uhr und auf die mannshohen Schneewehen in den Kaisersälen entscheiden wir uns für den Rückweg. Das Wetter hat gehalten, die Kampenwand ist überschritten und wir sind zufrieden und glücklich. Bei einem letzten Blick zurück entfaltet die Kampenwand ihre wahre Pracht in der kompletten Breite.

Kampenwandüberschreitung Haupt und Westgipfel
Kampenwandüberschreitung Haupt und Westgipfel
Blick zurück auf den Ostgipfel mit Kreuz
Blick zurück auf den Ostgipfel mit Kreuz

Ein Schmankerl hab ich noch für euch gefunden: Die Bergführer von Mountain Elements aus Bad Aibling haben ein Video der Kampenwand gedreht, welches einem wirklich Lust auf die Tour macht ;) Viel Spaß damit!


Also worauf wartet ihr noch? Ab nach draußen an die frische Luft!

Viele Grüße und frohes Klettern,
Patric

PS: Wenn ihr eine gemütliche Ferienwohnung im Chiemgau sucht, hier findet ihr die FeWo Bergsteigerdorf in Sachrang (sehr gemütlich mit Relax-Badewanne neben dem Bett!) und meinen Erfahrungsbericht zum Appartment in Sachrang.

Hier könnt ihr euch nochmal die Eindrücke der gesamten Tour anschauen:

Wenn es einfach eine Wandertour werden soll, findet ihr weitere Infos beim Chiemgauer, oder die kinderfreundliche Variante der Kampenwand beim Hiking-Blog. Und wer immernoch nicht genug hat, ich habe noch ein paar schöne Bilder von einer winterlichen Tour gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Gerade im Herbst bzw. Frühling zeigt sich die Kampenwand und der Chiemsee bei klarem Bergwetter von seiner schönsten Seite.

Der Chiemsee von der winterlichen Kampenwand
Der Chiemsee von der winterlichen Kampenwand
Chiemsee und Fels
Chiemsee und Fels
Blick auf die Sonnenalm im Winter
Blick auf die Sonnenalm im Winter
Blick in die Alpen von der Kampenwand aus
Blick in die Alpen von der Kampenwand aus

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